Wie soll ich sagen, wir sind hineingegangen und in einem etwas lichten
Wald spaziert – wie im Wienerwald, nur die Bäume waren nicht ganz die
Gleichen. Dann sahen wir in einer Baumlücke den ersten Teich, rundherum
bewachsen – wir haben uns wie in der Lobau gefühlt:
Aber immer wieder wird man von Ausblicken wie diesem belohnt:
Oder man findet so Kleinodien wie diese
Wurzellandschaft:
Die zu diesem Riesen gehört:
Auch eine Palmenallee findet sich – die müssen auch im Winter draußen
aushalten:
Es ist wirklich erstaunlich, was diese Engländer im Lauf der Jahrzehnte
(oder Jahrhunderte) schaffen. In diesem Fall eine faszinierende
Parklandschaft, gegliedert durch vier Seen und mit einem umfangreichen
und abwechslungsreichen Baumbestand.
Das muss man sich einmal vorstellen, ein ganzes Tal – wenn auch nicht
ein großes – wird zu einem Park für eine Familie. Früher wurde hier
Eisenerz abgebaut und die zur Eisengewinnung nötige Holzkohle gleich
daneben erzeugt, was den ursprünglichen Wald dem Raubbau ausgesetzt
hat. Den Bachlauf hat man mehrmals aufgestaut, um die Wasserkraft für
die Gebläse zu verwenden. Dadurch wurde die Landschaft mit Seen
gestaltet.
1987 wurde Südengland von einem starken Sturm heimgesucht, wie er seit
3 Jahrhunderten nicht mehr erlebt wurde. In Leonardslee wütete er 11
Stunden und hat viele der alten Bäume und unzählige kleine gefällt. In
seinem Gartenführer schreibt der Besitzer, Robin Loder, dass der Sturm
gar kein Desaster für den Garten war, sondern viele alte, schon
gefährliche Bäume umgeworfen hat und auch sonst den Garten gelichtet
hat, die Pflanzen dadurch besser gediehen und der Sturm Flächen für
eine Neugestaltung geschaffen habe. Außerdem habe man den dem Publikum
zugänglichen Bereich von knapp 40 auf unter 80 Hektar vergrößern
können. Trotz allen positiven Aspekten, ein Sturm genüge ihm.
Vom großen Sturm verschont blieb auch dieser Riese (das Kleine unter
dem
Baum ist Gabi mit ihren stolzen 1,55 m).
Der Rock-Garden wirkt wie ein kleines Seitental dieses Areals. In
diesem Steingarten scheint es keine Außenwelt mehr zu geben, dafür aber
jede Menge exotischer, aber auch heimischer Pflanzen. Die kleinen Pfade
auf und ab kletternd entdeckt man immer wieder Neues:
Aber nicht nur exotische Pflanzen sind in diesem Garten zu finden, ein
Vorfahre des heutigen Besitzers hat auch einige exotische Tierarten im
Garten ausgesetzt, von denen es heute noch eine größere Gruppe
Wallabies (kleinere Verwandte der Känguruhs aus Tasmanien) gibt – Robin
Loder beschreibt sie folgendermaßen:
The „wallies“ are admirable moving machines, working without pay or
petrol every day of the year and, unlike their mechanical counterparts,
they are self reproducing. (Die Wallies sind bewundernswerte
Rasenmäher, arbeiten ohne Bezahlung oder Benzin jeden Tag des Jahres
und, anders als ihre mechanischen Gegenstücke, sind sie selbst
reproduzierend.
(das kleine Ding im Vordergrund ist nicht ein junges Wallabie, sondern
einer der in diesem Gebiet in unendlicher Zahl vorkommenden Hasen.
Zwei interessante Ausstellungen finden sich noch in diesem Park:
Dolls House, eine hervorragende Sammlung von „Puppenhäusern“ – ich
würde eher sagen, Dioramen – Szenen in Häusern aller
Gesellschaftsschichten, das Leben außerhalb der Häuser etc. und
die Ausstellung „Victorian Coaches“, ca. 10 Oldtimer, alle über 100
Jahre alt, noch in der Kutschenform und alle betriebsfähig.
Jetzt sitzen wir im Westen der Ortschaft Billinghurst an der A272 auf
einem Campingplatz – jetzt wirklich in der Einflugschneise von Gatwick,
die Flugzeuge sind schon ziemlich groß zu sehen. Eine Stunde hatten wir
Ruhe vor den Flugzeugen, der heftige Regen und der
Gewitterdonner hat die Flugzeuge übertönt.
Auch heute haben wir beim Einchecken wieder die Frage gehört: „Do you
have a reservation?“ Tja – am Wochenende fängt die Urlaubssaison der
Engländer an.