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Mittwoch, 15.7.09
Ein – wie uns scheint – typischer englischer Park, wild und
landschaftsbezogen. Jede Menge alter Bäume und dazwischen andere
Pflanzen. Unvermittelt gerät man in einen Steinbruch, in dem Azaleen
und Ahorn gepflanzt sind. Der Steinbruch diente der
Baumaterialgewinnung für den Neubau des Schlosses Anfang des 19. Jhdts.
Auf der Terasse des Schlosses finden sich ungemähte Wiesen – sie dienen
dazu, einheimischen Orchideen auf ihrem natürlichen Standort wachsen zu
lassen.
Auf einer Insel im See liegt das alte Schloss, teilweise noch im
bewohnbaren Zustand dient es nicht nur der Gastronomie im Erdgeschoß,
in den oberen Stockwerken können einige Räume besichtigt werden. Andere
Teile dieses Gebäudes wurden nach der Errichtung des neuen Schlosses
abgerissen und künstlich in eine Ruine verwandelt.
1834 ließ der Besitzer ein neues Schloss errichten und den Garten neu
gestalten, weil ihm die Gemäuer des alten zu kalt und feucht waren –
der Neubau erhielt auch eine zentrale Warmluftheizung!
Ein besonders interessanter Baum, das sind keine Herbstfarben, das sind
die normalen Blattfarben dieses Baumes:
Im Garten selbst finden sich auch eine Vielzahl an Rhododendren, deren
Blütezeit jetzt leider schon vorbei ist, aber in uns keimt der Gedanke,
diese Reise nächstes Jahr im Mai oder Juni zu wiederholen, dann werden
wir uns Scotney Castle zur Rhododendrenblüte sicher wieder anschauen.
Nach Scotney Castle fanden wir noch Zeit, uns das Haus und den Garten
von Rudyard Kiepling (Nobelpreisträger und Autor von „Das
Dschungelbuch“) anzusehen. Gleich beim Eingang gab es einen
vielfältigen Kräutergarten.
Ein Detail aus diesem Kräutergarten und ein Beispiel für die
Verspieltheit der englischen Gärtner:
Der Garten selbst ist von schlichter Eleganz und nur wenig ist uns in
Erinnerung geblieben: Eine Wassermühle, die restauriert wurde und jetzt
wieder im Schaubetrieb läuft. Zu Kieplings Zeiten war dort eine Turbine
und ein Generator zur Stromerzeugung, diese Geräte sind immer noch
vorhanden, werden aber nicht mehr verwendet. Einen künstlich
angelegten, streng rechteckigen Teich – im Gästebuch sollen sich bei
manchen Gästen der von Kiepling gemachte Vermerk FIP (fell in pond –
fiel in den Teich) finden, beim Teich eine Sonnenuhr mit den in den
steinernen Sockel gemeißelten Worten „It is later than you think“ –
Kiepling führte Gäste, die ihm zu ausdauern waren zu dieser Sonnenuhr.
In einem Schuppen steht der Rolls Royce von Kiepling, mit dem er die
Gegend unsicher gemacht hat (Zitat Kieplings: Der Polizist, der
natürliche Feind des Autofahrers).
Die Besichtigung des Hauses ist auch empfehlenswert. Im Speisezimmer
findet sich eine 200 Jahre alte Ledertapete. In rot eingefärbtem Leder
wurde ein feines Muster geprägt, die erhabenen Teile Gold gefärbt und
dann Blumenranken und Vögel von Hand aufgemalt. Kiepling hat diese
Tapete in einem anderen Haus gesehen und gekauft.
Die Technik dieser Tapeten stammt aus Cordobar und wurde von den Mauren
dorthin gebracht.
Abends haben wir uns den Campingplatz Heaven Farm an der A275, 1 km
südlich von Danehill ausgesucht. Ein Bauer hat eine große Wiese zum
Campen frei gegeben und einfache Sanitäranlagen gebaut. Umgeben von
vielerlei Geflügel (Gänse, Enten, Hühner…) stehen wir auf einer stark
unebenen Wiese. Trotzdem sei dieser Platz an Wochenenden überfüllt.
Angeschlossen ist ein kleines landwirtschaftliches Museum. Der Besitzer
– sicher schon in den Achzigern – ist äußerst nett und immer zu einem
kleinen Plausch aufgelegt. Über unsere Köpfe zieht ein Flugzeug nach
dem anderen hinweg – offensichtlich beim Landeanflug auf London
Gatewick, die Geräusche sind aber nicht wirklich störend. Das betrifft
aber nicht nur diesen Campingplatz allein, die gesamte Gegend ist von
Flugzeugen verpestet durch die Einflugschneisen und die Warteschleifen,
die die Flugzeuge drehen.
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